Lk 4,5 Und er führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm in
einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises.
Lk 4,6 Und der Teufel sprach zu ihm: Dir will ich alle diese Macht
und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem immer
ich will, gebe ich sie.
Lk 4,7 Wenn du nun vor mir anbeten willst, soll das alles dein sein.
Lk 4,8 Und Jesus antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben: «Du
sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.»
Jesus ist im Auftrag Gottes unterwegs. Sein Auftrag: Die gefallene Welt
für Gott zurückgewinnen. Die Menschen leben getrennt von Gott
und Jesus ist nun der, der auf die Menschen zugeht. Jeder einzelne wird
aufgefordert, von seinem bisherigen Leben umzukehren und ihm nachzufolgen.
Doch viele lehnen ihn ab. Durch alle Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch
stößt das Evangelium auf Ablehnung. Die Menschen erwarten etwas
anderes. Sie wollen etwas sehen. Schon zu Lebzeiten Jesu erwarteten die
Menschen, daß, wenn der Messias kommt, er die Römer aus dem
Land vertreiben und Israel Frieden bescheren würde. Viele lehnten
Jesus ab, weil sein Weg nicht der spektakuläre Weg war, den ihm der
Teufel hier vorschlägt. Würde Jesus als der Herrscher kommen,
der er eigentlich ist, würden die Menschen an ihn glauben. Die Menschen
würden ihn als den erkennen, der er eigentlich ist. Der König
der Könige, der Richter und Herr über Leben und Tod. Die Menschen
würden ihm in Scharen hinterherlaufen. Jesu Ziel wäre dann scheinbar
erreicht.
Die Versuchung ist groß, für dieses Ziel ein Auge zuzudrücken.
"Man sollte nicht päpstlicher sein als der Papst. Einmal ist keinmal
und schließlich - was ist schon dabei? Immer diese Gesetzlichkeit.
Wer etwas erreichen will muß eben auch Kompromisse eingehen. Es ist
in der Wüste. Keiner sieht es. Es wäre der Durchbruch. Dann wäre
Jesu Auftrag erfüllt. Kein Leiden, kein Spott, kein Tod am Kreuz.
Die Menschen würden es mit ihren eigenen Augen sehen. Opfer müssen
sein. Der Zweck heiligt die Mittel. Der Teufel hätte seine Freude
und dann wäre es auch schon aus mit seiner Macht" - oder?
Anders als in der ersten Versuchung ist hier klar, daß das, was
der Teufel von Jesus fordert, falsch ist. Anders als in der ersten Versuchung
ist aber das Ziel ungleich attraktiver. Ist die "Notlüge " für
den guten Zweck legitim? Es wird deutlich, daß Gott keine halben
Sachen will. Wenn Gott Gott ist, kommt er ans Ziel. Wenn Gott Gott ist,
braucht er nicht die Hilfe des Teufels. Wir sind oft versucht, Gottes "Probleme"
zu lösen, statt zu fragen, was er eigentlich von uns will. Unsere
Bemühungen Gottes "Probleme" mit unseren Mitteln zu lösen führen
nur scheinbar zu schnelleren Ergebnissen. Menschen werden nicht durch gute
Argumente, schöne Versprechen oder gut gemeinten Aktionismus Kinder
Gottes, sondern allein durch Gottes Wirken. Wenn wir für Gottes Sache
arbeiten, sollten wir also immer im Blick haben, was Gott von uns möchte
- gerade auch in den scheinbar kleinen Dingen. Dieser Weg mag langwierig
sein, aber er führt zum Ziel.
Jesu Gehorsam sorgte dafür, daß er am Kreuz für uns
in den Tod ging. Im Garten Gethsemane flehte er: "Lk 22,42 Vater, wenn
du willst, nimm diesen Kelch von mir weg - doch nicht mein Wille, sondern
der deine geschehe!" Jesus war am Ende seines Lebens von fast allen Jüngern
verlassen. Die Menschen spuckten auf ihn. Selbst Gott wendet sich ab: "Mt
27,46 um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit lauter Stimme auf und
sagte: Eli, Eli, lama sabachthani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen?" Es sah so aus, als wäre alles gescheitert.
Aber Jesus blieb konsequent und hat so den Tod und unsere Trennung von
Gott überwunden. Es gab eben nur diesen einen Weg: "Du sollst den
Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen."
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