Die kompletten Zitate zu "Jesu Liebe"

»In einer Stunde war ein gutes Mittagsmahl bereitet, das in fünf wohlzubereiteten Fischen und in vierzehn Honigkuchen bestand; denn der Honig war das einzige im Speisekasten, das von den Dieben verschont worden war. Also ward auch für einen guten Trank gesorgt, den Joseph und die Maria selbst aus Wasser und Zitronensaft mit Beimischung von etwas Honig bereiteten. Als also das Mahl bereitet war und aufgetragen auf den Tisch, da erst dachten die Söhne an das Tischzeug, als Löffel, Gabeln und Messer, das im Hause Josephs freilich wohl zum größten Teile von Holz war. Aber auch dieses unwertvolle Gerät blieb von den Dieben nicht verschont! Und so hatte der Joseph nun wohl die Speisen auf dem Tische, aber kein auch nur allernotdürftigstes Eßzeug dazu. Hier ging der Joseph in die Küche und fragte die Söhne, was denn das doch für eine Bestellung des Tisches wäre; wie man doch ohne Eßzeug Speisen auf den Tisch stellen kann und mag! Die Söhne aber sprachen: „Vater, da sieh einmal her: einen Rost und zwei Töpfe und einen einzigen, allerschlechtesten Kochlöffel, ein Messer und eine hölzerne Gabel haben sie uns gelassen, – alles andere haben sie uns genommen; also müssen wir auch die Milch nun in einem einzigen Milchschaffe stehenlassen, weil auch die Milchtöpfe alle hin sind!“ Als der Joseph sich von dem allem überzeugt hatte, da ging er mit dem einzigen Kochlöffel und mit dem einen Messer und mit der einen Gabel in das Speisezimmer und sprach zum Jonatha: „Da – Bruder! – siehe, da ist nun unser ganzes Tischgerät! – Wahrlich, das ist Mutwille, und der sollte bestraft werden! Ich lasse mir eine Dieberei auf wertvolle Sachen und eine Dieberei aus Not gefallen! Aber bei diesem Diebstahle ist weder eines noch das andere der Fall; sondern da leuchtet der sträflichste Mutwille heraus, und den sollte auch der Herr nicht ungestraft dahingehen lassen!“ Nach dieser Argumentation saßen alle zum Tische nieder, und Joseph zerteilte mit dem einen Messer den Fisch und legte vor jeden einen Teil mit der einen Gabel und verteilte auch also die Honigkuchen. Da aber das Kindlein Sein Schüsselchen nicht vor Sich hatte, da fragte Es den Joseph, ob denn auch das Schüsselchen gestohlen sei. Und die Maria sprach: „Ganz sicher, Du mein herzallerliebstes Gottsöhnlein; denn sonst wäre es wohl sicher vor Dir!“ Und das Kindlein sprach darauf: „Wahrlich, Joseph hat recht; das war Mutwille, und der solle auch bestraft sein allzeit und ewig! Der Böses tut und kennt es nicht, der solle belehrt werden, desgleichen auch, der es tut in der Not! Wer aber das Gute kennt, tut aber dennoch aus purem satanischen Mutwillen Böses, der ist ein Teufel aus dem Fundamente der Hölle und muß mit Feuer gezüchtiget werden!“ Darauf verzehrte ein jeder seinen Teil mit der bloßen Hand. Es waren aber die Essenden noch kaum mit ihrem Mahle zu Ende, da vernahm man schon von draußen her ein gar entsetzliches Geheul. Was war es denn? – Es waren die Diebe, die mutwillig das notwendige Hausgerät Josephs gestohlen hatten, um es zu verderben. Ein jeder war umwunden mit einer glühenden Schlange und schrie um Hilfe; aber das Kindlein erhörte sie nicht, sondern trieb sie alle, bei hundert an der Zahl, mit Seiner Allmacht in das Meer, allwo sie alle umkamen. – Das war das einzige Mal, wo Sich das Kindlein unerbittlich gezeigt hatte.

In kurzer Zeit darauf vernahm man auch wieder ein Geheul von einer Ferne, wie von der Stadt her, und sah eine Menge Menschen der Villa Josephs zueilen. „Was solle denn das schon wieder?“ fragte der Joseph den erstaunten Jonatha. Und dieser sprach: „Bruder! Das wird der Herr, wie auch sonst alles, sicher besser wissen als wir beide!“ Und der Jakob sagte zu beiden: „Machet euch nichts daraus; denn das sind die Kleiderdiebe! Des Herrn Macht hat sie ereilt; sie büßen nun ihren Frevel an den geheiligten Kleidern; denn wer sie anzieht oder nur anrührt, der wird sobald von einem innern Feuer ergriffen und zur Asche verzehrt. Darum rennen sie nun heulend und wehklagend daher und werden uns bitten, daß wir selbst diese Kleider in der Stadt aus ihren halb abgebrannten Häusern holen sollen, – was wir auch tun wollen; doch der Herr wird diesen Frevlern das Seinige tun!“ Als der Jakob noch kaum diese Worte ausgesprochen hatte, da waren die heulenden Kleiderdiebe auch schon vor der Türe Josephs. Allda schrien sie gewaltig um Hilfe und Rettung. Und der Joseph ging hinaus mit dem Jonatha. Als er draußen war, da schrien ihm dreißig verzweifelte Männer entgegen: „Du allmächtiger Gott Jupiter, hilf uns, und rette uns; denn wir haben an dir gefrevelt, da wir dich nicht erkannt haben! Nun aber haben wir dich erkannt; darum bitten wir dich, töte uns, oder hole deines Hauses Kleider in unseren Häusern!“ Da kam das Kindlein heraus und sprach: „Höret, ihr argen Diebe! Wie ihr die Kleider genommen habt, also bringet sie auch wieder hierher! Werdet ihr das nicht tun, so solle der Tod euer Los sein!“ Als die Diebe solches vernommen hatten, da sprachen sie: „Das ist der junge Gott, dem müssen wir folgen, sonst sind wir verloren!“ Und alle rannten plötzlich davon und brachten all die gestohlenen Kleider auf ehernen Stäben wieder. Denn mit bloßer Hand durfte niemand diese Kleider anrühren. Als die Kleider herbeigeschafft waren, da entließ das Kindlein die Diebe und strafte sie weiter nicht. – Joseph aber nahm freudigst die Kleider wieder und trug sie ins Haus.«

(Jugend Jesu, Kapitel 253f)

»Als das Kind vollends fünf Jahre alt war und einige Wochen darüber, da ging Es einmal an einem Sabbate zu einem Bächlein, das da unfern vom Meierhofe Josephs floß. Es war gar ein heiterer Tag, und mehrere Kinder geleiteten den kleinen munteren Jesus dahin; denn es hatten alle die Nachbarskinder Jesum gar lieb, weil Er stets munter war und wußte eine Menge unschuldiger Kinderspiele anzuordnen. Aus diesem Grunde folgten die Nachbarskinder Ihm auch diesmal gar freudig. Als die kleine Gesellschaft am Bache ankam, da fragte das Kindlein Seine Mitgespielen, ob es wohl erlaubt sein wird, an einem Sabbate zu spielen. Die Kinder aber sprachen: „Kinder unter sechs Jahren sind nicht unter dem Gesetze, und wir alle sind noch einzeln kaum sechs Jahre alt; daher können wir wohl spielen auch am Sabbate; denn unsere Eltern haben uns solches noch nie untersagt!“ Und das Jesuskind sprach darauf: „Gut gesprochen! Also lasset uns ein Spiel machen! Auf daß wir aber dennoch niemandem ein Ärgernis geben, so werde Ich ganz allein euch etwas sehr Merkwürdiges zeigen. Ihr aber müßt euch dabei alle ganz ruhig verhalten!“ Darauf setzten sich die andern Kinder auf den grasreichen Boden nieder und verhielten sich ganz ruhig und mäuschenstill. Das Kindlein aber nahm ein Taschenmesserchen und schnitt am glattgetretenen Wege neben dem Bächlein zwölf kleine runde Grübchen aus und füllte sie dann mit Wasser aus dem Bächlein. Darnach nahm Es von dem neben dem Bächlein häufig befindlichen weichen Lehm und formte in einem Nu eben auch zwölf Vöglein in der Gestalt der Sperlinge und stellte zu jedem Wassergrübchen einen Sperling. Als die Lehmsperlinge also aufgestellt waren, da fragte das Kindlein die Mitgespielen, ob sie wüßten, was das bedeute. Und diese sprachen: „Was sonst, als was es ist? – Zwölf Grübchen voll Wassers und daneben zwölf Lehmsperlinge!“ Das Kindlein aber sprach: „Das sicher; aber dies Bild bedeutet auch noch ganz etwas anderes! Höret, Ich will es euch erklären! Die zwölf Grübchen bezeichnen die zwölf Stämme Israels. Das reine Wasser in ihnen ist das Wort Gottes, das überall gleich ist. Die toten Lehmsperlinge aber stellen die Menschen vor, wie sie jetzt im allgemeinen sind. Diese stehen auch bei dem lebendigen Wasser des Wortes Gottes, aber weil sie zu irdisch sind, wie diese Sperlinge, so stehen sie auch, wie diese hier, tot an den Lebensbecken, die voll sind des Lebens; aber sie wollen und können dessen nicht achten, weil sie tot sind durch ihre Sünden. Darum aber kommt der Herr Gott Zebaoth nun und wird in der größten Bedrängnis diese toten Menschen wieder beleben, und sie werden wieder auffliegen können zu den Wolken des Himmels!“ Es bemerkte aber dieses Kinderspiel ein vorübergehender Erzjude, der den Joseph kannte. Er eilte sogleich ins Haus und machte vor Joseph einen großen Lärm, warum er dadurch den Sabbat schände, daß er seinen Kindern also zu spielen erlaube!? Joseph aber ging sogleich mit ihm zu den Kindern und machte freilich nur einen blinden Lärm des Fremden willen. Da sprach das Kindlein: „Das ist auch eine große Bedrängnis, und so gebe Ich euch Lehmsperlingen das Leben! – Und nun flieget von dannen!“ Und plötzlich erhoben sich die Lehmsperlinge und flogen davon. Darob aber ergriff alle ein fieberhaftes Staunen, und der Erzjude sagte darauf nichts mehr. – Und das war das erste Wunderwerk des Kindleins, als Es fünf Jahre alt war. – –

Es sind aber bei dieser Gelegenheit auch nach dem Wege mehrere Juden an die Stelle, da dieses Wunder geschah, gekommen, und sie fragten gar neugierig den Joseph, was dahier geschehen sei. Es waren aber dazu auch die nahe wohnenden Eltern eines gewissen sehr zanksüchtigen Knaben gekommen, der da als das einzige Kind von seinen Eltern sehr verzärtelt war. Das Knäblein Jesus hatte diesem siebenjährigen Knaben schon oft seine Zanklust verwiesen, – allein, das half eben nicht viel; denn sooft sich eine neue Gelegenheit darbot, da zankte er sogleich wieder und zerstörte sogleich ein Spielzeug. Dieser Knabe, der sich auch diesmal unter der Gesellschaft der Kinder befand, ward gleich nach dieser Wundertat aufgeregt, nahm einen Weidenzweig und sprach: „Das zahlt sich aus, so diese Lehmsperlinge davongeflogen sind; ich werde sogleich mit diesem Zweige das Wasser auch davonfliegen machen!“ Nach diesen Worten fing der Knabe, der da Annas hieß, das Wasser in den Grübchen zu peitschen an und aus den Grübchen zu treiben. Da brach dem Gottkinde die Geduld, und Es sprach in einem sehr ernsten Tone: „O du mutwilliger, törichter böser Mensch, du – ein kaum überfleischter Teufel, willst zerstören, was Ich gebaut habe!? O du Elender! – den Ich mit dem leisesten Hauche vernichten kann, du willst Mich ärgern und Mir allzeit trotzen?! Siehe, auf daß dir dein Unsinn und deine Bosheit klar werde, so verdorre auf drei Jahre gleich dem Zweige, mit dem du Mein Wasser getrieben hast!“ Auf dieses Wort des Gottkindes sank der arge Knabe sobald zusammen und verdorrte also sehr, daß an ihm nichts als Haut und Bein zu sehen war – und ward so schwach, daß er nimmer stehen und noch weniger gehen konnte. Da nahmen die Eltern traurigen Herzens ihr verdorrtes Kind und trugen es weinend in ihr Haus. Bald darauf kamen sie zum Joseph ins Haus und belangten ihn darauf solcher Tat seines Kindleins wegen beim Oberrichter – und das darum, weil Joseph ihnen nicht zuließ, sein Gottkind zu strafen dieser Tat willen. Als der Oberrichter herbeikam, da lief ihm das Kindlein entgegen und fragte ihn: „Warum kommst du hierher? Willst du Mich richten?!“ Und der Oberrichter sprach: „Dich nicht, aber deinen Vater!“ Und das Kindlein sprach: „Kehre schnell um, sonst wird dein Gericht über dich fallen!“ Darob aber erschrak der Oberrichter so sehr, daß er plötzlich umkehrte und dann von dieser Sache nichts mehr hören wollte. Und das war das zweite Wunder, das das Kindlein gewirkt hatte zur gleichen Zeit.«

(Jugend Jesu, Kapitel 280f)

»Als aber Jesus solchen Jammer von Piras Zachäus vernommen hatte, da lächelte Er und sprach: „Nun sollen deine Torheiten die Früchte tragen, und es sollen sehend werden, die eines blinden Herzens waren! Und so höre denn, du Tor, der du den Dumas wie einen Dorn in deinem Auge trägst! Siehe, Ich bin von oben herab, auf daß Ich die Menschen nach der Welt in ihnen verfluche; aber darnach nach dem rufe, was oben ist, nach dem Auftrage Dessen, der in Mir ist über Mich und euch, der Mich gesandt hat darum aus Sich in Mir, auf daß ihr erlöset würdet!“ Nach dieser Rede des Kindes Jesus wurden alle in der ganzen Umgegend gesund, die da an irgendeinem Gebrechen darniederlagen. Also wurden auch alle erlöst, deren Weltliches des kleinen Jesus Fluch dann und wann getroffen hatte, bis auf den verdorrten Knaben.«

(Jugend Jesu, Kapitel 288, Vers 1-4)


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