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Sind die Bibeltexte immer geistig "gesund"?


Oliver am Montag, den 07. April 2008 um 18:14:55 Uhr

Du magst in der Neuoffenbarung "weisheitsvolle Einsichten" finden, die dich davon überzeugen, dass die Neuoffenbarung von Gott ist. Ich habe sie bisher noch nicht gefunden - zumindest keine, die nicht ohnehin schon in der Bibel stehen. Innere Widersprüche, die peinlichen Rettungsversuche Lorbers, der oft völlig überdrehte Schreibstiel und nicht zuletzt derbe antisemitische Zitate lassen mich dagegen schon am Geisteszustand Lorbers zweifeln.

Bei dem vergleich Lorber-Bibel scheinst du nicht in Betracht zu ziehen, daß es zahlreiche (aus moralischen Gründen) überzeugte Atheisten und Agnostiker gibt, die (ohne spirituelles Tiefenverständnis durchaus vollkommen berechtigt) die Schreiber und Täter der Bibel (vorzüglich des AT) hochgradiger Geisteskrankheit verdächtigen. Wird doch im AT an zahlreichen Stellen Völkermord, Niedermetzelung von Frauen und Kindern, Vergewaltigung unverheirateter Frauen und Tötung Verheirateter, Brudermord etc. nicht nur von Gott zugelassen, sondern ausdrücklich dazu aufgefordert. Das Problem für den vorurteilsfreien Bibelleser besteht nun darin, dies mit dem Bild eines liebenden und gerechten Gottes in Einklang zu bringen. Das wird aber wohl schwer gelingen, und die Ausflüchte vieler Christen, die "Verhältnisse" damals seien eben ganz andere gewesen, sind hier wenig überzeugend, denn sicher BEFIEHLT kein Gott der Liebe einem der Liebe entgegensterebenden Menschen, Kinder- und Völkermord zu begehen (und nebenbei auch noch alles Vieh der Gemordeten auszurotten).. Für viele müssen demnach Personen wie Moses und Josua "Völlig durchgeknallt" gewesen sein, und dies auch noch im Namen Gottes, was die sache noch weitaus schlimmer macht. Nun gibt gerade Lorber (wie auch Jakob Böhme, nur schwerpunktmäßig verschieden) eine einleuchtende (wenn auch nicht dadurch entschuldigende) Erklärung für das Verhalten von Moses und Josua, das doch m. E. geeignet sein könnte, dem Zweifler ein besseres Verständnis der Bibel und der spirituellen Zusammenhänge zu vermitteln und dadurch seinerseits Vorurteile abzubauen und einen Zugang auch zum christlichen Glauben zu ermöglichen. Auch sogar gegen Jesus werden ja von überzeugten Atheisten aus moralischen Gründen scheinbar triftige Einwände gemacht, die nicht so leicht von der Hand zu weisen sind, wenn mn auf spirituelles Tiefendenken verzichtet (Beispiel: Verfluchung des Feigenbaumes, der im Winter (natürlich) keine Früchte trägt, durch Jesus) . Und gerade darin sehe ich Lorbers wie auch Böhmes Aufgabe. Sicher neigt Lorber im sprachlichen Ausdruck zu Übertreibungen. Er war auch nur ein Mensch und mußte sprachlich sehr schwer zu fassende Zusammenhänge in die Ausdrucksformen seiner Zeit übertragen, und wo mir berichtete Begebenheiten allzu skurril erscheinen, (etwa verschiedene Wundertaten Jesu, die bei ihm geschildert werden) lasse ich die Sache erst mal offen. Aber sicher finde ich keine Hinweise, die berechtigen, bei ihm eine "Geisteskrankheit" (besser: relevante psychische oder psychiatrische Erkrankung) zu vermuten.
Was den Antisemitismusvorwurf angeht, der nach den Verbrechen der Nazis leider zum Totschlagargument geworden ist, so habe ich mich an entsprechender Stelle im Forum schon darüber geäußert. Es besteht kein Grund, Lorber aufgruund von Entsprechungsgleichnissen oder derben Formulierungen, die einen spirituellen Tatbestand unterstreichen sollen) Antisemitismus zu unterstellen. Antisemitismus ist Gegnerschaft von Angehörigen eines bestimmten (fälschlich als boiologische "Rasse" aufgefaßten) Volkes, nur weil sie diesem als Rasse aufgefassten Volk zugehören. Lorber meint aber mit den Ausdruck "Rasse", wie aus dem Kontext ersichtlich etwas ganz anderes, und auch der Ausdruck "Jude" ist spirituell zu verstehen als Vertreter einer bestimmten geistigen Gesinnung, ausgehend von spirituellen Menschen, die es nicht mehr sind, aber sich noch dafür halten. Ich weiß natürlich nicht, wieviel du von Lorber gelesen hast, ob du wirklich alles von ihm gelesen hast, aber wer ihn wirklich gelesen hat, dem müßte auch klar sein, daß er analog der Bibel Entsprechungsbilder gebraucht und wie sie gemeint sind.








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