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Lanz von Liebenfels und Lorber


Gotthilf am Mittwoch, den 19. März 2008 um 19:47:22 Uhr

"So war beispielsweise der Rassentheoretiker Jörg Lanz von Liebenfels, der für sich beanspruchte Vordenker Adolf Hitlers und »Bahnbrecher des Nationalsozialismus« gewesen zu sein, ein Bewunderer Lorbers, der ihn als das »größte ariosophische Medium der Neuzeit« sah. (vgl. Guido und Michael Grand: Erlöser. Phantasten, Verführer und Vollstrecker. S. 96ff)"

Dazu füge ich zwei Zitate an:

"Guido und Michael Grandt, bekannt geworden durch kritische Publikationen zu Themen wie Satanismus oder Anthroposophie, spannen einen weiten Bogen von alten Erlösungsreligionen über die Theosophie der
Helena Petrowna Blavatsky, die Anthroposophie Rudolf Steiners bis zur modernen Esoterik (Satanismus, Scientology oder Mun-Sekte). Andere Kapitel handeln von Künstlern, die sich die Erlösungsideologie
an die Fahnen geheftet haben: Etwa Richard Wagner, der in seinen theoretischen Schriften die Opferung der Juden und in seinen Opern die Opferung der Frauen als Wege zur Erlösung propagierte. Oder
Otto Mühl, der sich gerne als eine Art Messias sah.

Bei diesem umfassenden Programm ist es klar, daß vieles journalistisch verkürzt und pointiert dargestellt werden muß. Wenn z. B. der Mystiker Jakob Lorber als eine der Inspirationsquellen des
Rassisten Lanz von Liebenfels bezeichnet wird, nur weil dieser ihn als „ariosophisches Medium" bezeichnet, dann gehen die Grandt-Brüder dem Manipulator Lanz selbst auf den Leim."

http://www.wienerzeitung.at/Desktopdefault.aspx?TabID=3946&Alias=WZO&lexikon=Politik&letter=P&cob=7359

"Ergänzen möchte ich dazu noch ein Zitat aus "Bevor Hitler kam" von Dietrich Bronder, Seite 236:

""... Hier auf dem Werfenstein wehte auch 1907 - wohl erstmalig in Deutschland - die Hakenkreuzfahne, zu der das als Ordenszeichen dienende Krukenkreuz abgewandelt war. Und hier oben feierte die Wiener jüdische Gemeinde auch ihr Laubhüttenfest zur Erinnerung der Wanderung der Kinder Israel durch die Wüste, nachdem man sich den Werfenstein von Lanz ausgeborgt hatte. Die Verbindung stellte dabei der Rabbinatskanidat Moritz Altschüler her, einer der jüdischen Freunde des Ordensmeisters, bekannt als Mitherausgeber der "Monumenta judaica" - an denen auch Antisemit Lanz mitarbeitete! Ein anderer dieser Freunde war Jakob Lorber, den Lanz als "das größte ariosophische Medium" erkannt zu haben glaubte.""

In diesem Zitat ist allerdings ein Wurm, denn der Ordensmeister (ONT) Lanz von Liebenfels kann schwerlich ein persönlicher Freund von Jakob Lorber gewesen, da Lorber 1864 starb und Lanz erst 1874 geboren wurde. Vielleicht leitete Bronder dies davon ab, daß Lorber von Lanz aufgegriffen und eingebaut wurde, was man vorsichtig als Indiz für ein "Knäuel" in jener Zeit werten könnte, an dem eben auch Jakob Lorber beteiligt gewesen sein kann. Sicher ist, daß es eine Verbindung zwischen Lanz von Liebenfels und Guido List gab."

http://www.exmediavostra.de/Marzahn/wal/e1/02-01.html

Meines Ermessens ist zur Frage inwieweit Lanz Lorber in größerem Umfang gelesen oder verstanden hat bisher keine echte Klarheit geschafft worden.

Die Feststellung, daß Lanz Lorber angeblich derart einstufte ist sicher interessant, wenn man aber bedenkt, wer sich bereits so alles auf die Bibel berufen hat allerdings meines Ermessens auch nicht überzuinterpretieren.

"Diese Verbindungen bedeuten nicht zwangsläufig, Hitler hätte sich Lorbers Auditionen über den Umweg Lanz von Liebenfels zu eigen gemacht, ein Vergleich der Diktion ("Menschenrasse", "säuisch", etc.) legt aber einen gemeinsamen judenfeindlichen Nährboden nahe, auf dem erst Lorbers, dann Liebenfels' und schließlich Hitlers Ideen wucherten."

Diese Bemerkung vernachlässigt, daß bei Lorber wohl nur wenige als antisemitisch mißverstehbare Stellen zu finden sind und Lanz sich nach allgemeiner Auffassung in Hinsicht antisemitischen Gedankenguts besonders aus ganz anderen Quellen bediente:

"Die Weltanschauung Lanz’ wurde primär von der Ariosophie Guido von Lists und damit indirekt von der Theosophie Helena Petrovna Blavatskys sowie der Rassenlehre Arthur de Gobineaus inspiriert. Daneben finden sich auch Einflüsse der Anthroposophie Rudolf Steiners, der Welteislehre Hanns Hörbigers, des Magnetismus Franz Anton Mesmers, der „Odlehre“ Carl Reichenbachs sowie der Philosophien von Otto Weininger und Karl Kraus. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht auch zu den Ansichten Arthur Trebitschs, obwohl Lanz von diesen nicht direkt beeinflusst wurde."

http://de.wikipedia.org/wiki/Lanz_von_Liebenfels

"Weininger war trotz jüdischer Herkunft in seinen letzten Jahren extrem antisemitisch eingestellt und Verfechter einer frauen- und körperfeindlichen Geisteshaltung. Er entwickelte eine philosophisch-psychologische Theorie der Geschlechter, in deren Zentrum die Theorie der menschlichen Bisexualität steht. Durch seinen Freitod wurde er zum Mythos, sein Buch zum Bestseller."

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Weininger

Insgesamt möchte ich entschieden bestreiten, daß jemand alleine aufgrund der Lektüre von Lorbers Schriften zum Antisemiten werden könnte. Für eine weitere Diskussion dazu bin ich jedoch offen.

Sagt Gotthilf








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