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Ist Prophetentum mit der Bibel abgeschlossen?


Oliver am Montag, den 08. Oktober 2007 um 12:13:46 Uhr

Das zu diesem Forum gehörige Kapitel über Luther finde ich im Wesentlichen korrekt.
Luthers Grundsatz "Sola fide, sola scriptura (allein durch den Glauben, allein durch die Schrift") hatte eine gewisse Berechtigung, um den Mißbräuchen der Bibel durch die kirchlichen Machthaber seiner Zeit entgegenzuwirken. Luther verabsolutirete jedoch diesen Grundsatz zum Dogma. Man sollte nicht vergessen, daß Luther eine fanatische Persönlichkeit war, die zum Mord an den Bauern aufrief, sich für die Hexenverfogung einsetzte (man solle sie rädern), gegen die Juden hetzte und zur Verbrennung ihrer Synagogen aufrief. Luther war alles andere als ein Mann nach dem Herzen Gottes, und von einer Erfüllung mit Heiligem Geist kann auch nicht die Rede sein.
Zu beachten ist auch, daß schon etwa hundert Jahre vor Luther und den Reformatoren ein - leider von katholischer Seite niedergerungener - Reformversuch durch John Wycliff eingeleitet wurde, der in vielem fruchtbarer gewesen wäre als der Lutherische. So hat Wycliff zum Beispiel die Existenz nachbiblischer Propheten nie bestritten, sondern nur darauf hingewiesen, daß diese von Gott selbst und nicht von den kirchlichen Machthabern erwählt sein müssen.
Tatsächlich hat es immer wieder inspirierte Propheten gegeben. Sie hatten die Aufgabe, zu einem richtigen Verständnis der Bibel anzuleiten. Sie alle sahen die Worte der Bibel als Worte aus dem lebendigen Geist, als Gotteswort im Menschenwort und nicht als abgeschlossene Schublade. Sie alle stimmen, obwohl sie unterschiedliche Aspekte behandeln, im Geist überein. Sie alle traten als Mahner ihre Kirche auf. Große Propheten waren zum Beispiel Birgitta von Schweden, Johannes von Jerusalem, Franz von Assisi und Hildegard von Bingen. In ihrem Buch "Scivias" prophezeit Hildegard von Bingen fünf Zeitalter, die der Endzeit bzw. dem Anbruch des "tausendjährigen" Friedensreiches vorausgehen sollen. Die beiden letzten Perioden werden als das "Zeitalter des schwarzen Schweines" und das "Zeitalter des grauen Wolfes" bezeichnet. Für das Zeitalter des schwarzen Schweines (vermutlich zwischen 1650 und 1900) prophezeit sie neben spiritueller Degeneration und Verfall der geistigen Moral in größeren Bevölkerungskreisen das Auftreten großer Propheten. Diese finde ich in Personen wie Jakob Böhme, Swedenborg, Heinrich Jung Stilling und eben auch Lorber, sowie in verschiedenen Philosophen wie Schelling, Heinrich Steffens, Franz von Baader und Wladimir Solowjew. Mit dem Zeitalter des schwarzen Wolfes (ca. 1900 bis voraussichtlich Ende 21. Jahrhundert) beginnen dann die großem Kriege, Naturkatastrophen und schrecklichste Verbrechen an der Menschheit, die in das antimessianische Weltreich mit dem Antichristus an der Spitze gipfeln. Welche Aufgabe haben nun diese Propheten? Sie sollen in den letzten Zeiten vor dem schrecklichen antimessianischen Weltreich in der Bevölkerung wenigsten zu einem gewissen Prozentsatz eine gewisse echte Spiritualität wecken.
Das Mißverständis, Lorber hätte die Bibel verworfen oder hätte sie ersetzen wollen, finde ich in den Texten immer wieder ausgesprochen. Es entspricht aber nicht den Tatsachen. Die "Neuoffenbarung" Lorbers hat definitiv nicht den Anspruch erhoben, die Bibel oder Christus zu ersetzen oder der wiedergekehrte Christus zu sein, wenn auch stellenweise eine gewisse Identifikation mit dem wiedergekehrten Elias anklingt. Auch das Letztere ist aber nicht buchstäblich zu verstehen. Lorber hat auch nicht behauptet, die "Reinkarnation" von Elias oder Johannes dem Täufer zu sein, denn diese steht, nach Angaben verschiedener Seher, in einem der beiden "Zeugen" zur Zeit des Antimessias (Joh.-Off) noch aus.
Vielmehr behauptet Lorber sinngemäß, daß mit ihm eine bestimmte Reihe schriftstellreisch wirkender Propheten innerhalb des Zeitalters des schwarzen Schweines abgeschlossen ist. Das scheint tatsächlich der Fall zu sein. Die Lorberepigonen, die nachweislich Lorbersches Gedankengut aufnehmen und entstellen, sind mit krassen Falschaussagen eindeutig unqualifiziert und halten einem Vergleich mit der Bibel auch nach gewissenhafter Prüfung nicht Stand.








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